6 Shooter-Perlen der letzten 15 Jahre, die Sie vielleicht verpasst haben

Hauptseite » 6 Shooter-Perlen der letzten 15 Jahre, die Sie vielleicht verpasst haben

Jedes Jahr überschwemmen unzählige Titel den Markt, von AAA-Blockbustern bis hin zu Indie-Experimenten. Bei dieser Flut an Veröffentlichungen ist es unvermeidlich, dass einige herausragende Spiele nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen. Ob aufgrund von Exklusivität, ungewöhnlichem Marketing oder einfach nur dem Pech, zur falschen Zeit erschienen zu sein – manche Shooter-Perlen geraten in Vergessenheit oder werden von der breiten Masse übersehen.

Heute werden wir diesen unterschätzten Spielen gerecht.

1. Sunset Overdrive (2014 / 2018)

  • Entwickler: Insomniac Games (Xbox One), Blind Squirrel Games (Windows)
  • Genre: Action-Adventure / Third-Person-Shooter
  • Plattformen: Xbox One, Windows

Was ist das?

Sunset Overdrive ist ein knallbuntes, überdrehtes Action-Adventure, das 2014 exklusiv für die Xbox One erschien und 2018 auch für Windows portiert wurde. Angesiedelt im Jahr 2027 in der fiktiven Metropole Sunset City, schlüpfen Spieler in die Rolle eines Angestellten des Getränkekonzerns FizzCo. Nach dem Konsum eines neuen Energy-Drinks namens Overcharge Delirium XT verwandeln sich die Einwohner der Stadt in aggressive Mutanten, die OD («Overcharge Drinkers»). Es liegt am Spieler, in dieser «Awesomepocalypse» zu überleben und das Chaos zu beseitigen.

Warum besonders?

Das Herzstück von Sunset Overdrive ist sein einzigartiges Bewegungssystem. Inspiriert von Spielen wie Jet Set Radio, Sportsimulatoren und Tony Hawk’s Pro Skater, verzichtet das Spiel bewusst auf ein Deckungssystem und verlässt sich ganz auf Schwung und Beweglichkeit. Spieler können an Wänden entlanglaufen, auf Rails grinden, Seilrutschen benutzen und von fast allem abprallen, um sich blitzschnell durch die offene Welt zu bewegen. Stillstand bedeutet den schnellen Tod, da die Gegnerwellen unerbittlich sind. Dieses Bewegungssystem ist nahtlos mit dem Kampf verwoben. Zielen und Schießen während des Grindens oder Springens ist nicht nur möglich, sondern essenziell.

Ein «Style Meter» belohnt stilvolle Manöver wie Grinden und Kills in der Luft, was wiederum spezielle Fähigkeiten («Amps») freischaltet, die Waffen und Charakter verbessern. Die Waffen selbst sind typisch für Insomniac Games: kreativ und absurd. Vom «TNTeddy»-Granatwerfer, der mit Dynamit bestückte Teddybären verschießt, bis hin zur «Flaming Compensator»-Schrotflinte mit eindeutig zweideutigem Design – das Arsenal ist ebenso verrückt wie effektiv.

Die Spielwelt Sunset City ist ein visueller Augenschmaus – eine riesige, neon-getränkte Spielwiese voller vertikaler Ebenen und Grind-Möglichkeiten. Der Look ist bewusst überstilisiert und erinnert an Comics, komplett mit «KRAK!»- und «POPS!»-Soundeffekten bei Einschlägen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz: Das Spiel nimmt sich selbst und Videospiel-Tropen ständig auf die Schippe, durchbricht gerne die vierte Wand und strotzt vor Popkultur-Referenzen. Für Koop-Fans gibt es den «Chaos Squad»-Modus, in dem bis zu acht Spieler gemeinsam wellenbasierte Verteidigungsmissionen bestreiten.

Warum vielleicht verpasst?

Die anfängliche Xbox-One-Exklusivität hat die Reichweite des Spiels sicherlich eingeschränkt. Obwohl die Kritiken überwiegend positiv waren und Gameplay, Stil und Humor lobten, wurde die Story oft als weniger fesselnd und das Quest-Design als repetitiv kritisiert. Dennoch ist Sunset Overdrive ein Paradebeispiel für puren, unverfälschten Spielspaß, dessen Fokus auf Bewegung und kreative Zerstörung auch heute noch erfrischend wirkt. Wer es damals verpasst hat, sollte dem Titel – besonders auf dem PC – eine Chance geben.

2. Sniper Elite: Nazi Zombie Army (2013)

  • Entwickler: Rebellion Developments
  • Genre: Third-Person-Shooter
  • Plattformen: Windows (später als Teil der Zombie Army Trilogy auch auf PS4, Xbox One, Switch)

Was ist das?

Als Spin-off der bekannten Sniper Elite-Reihe konzipiert, tauscht Nazi Zombie Army (NZA) die taktische Stealth-Action des Hauptspiels gegen Horden von untoten Nazis. Angesiedelt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, sieht sich ein verzweifelter Hitler gezwungen, seinen «Plan Z» zu aktivieren und eine Armee von Zombie-Soldaten auf das zerstörte Berlin loszulassen. Spieler schlüpfen in die Rolle von Karl Fairburne oder einem von drei anderen Charakteren (einem deutschen Offizier, einem russischen Soldaten, einem Wissenschaftler – die Hintergründe sind hier eher Nebensache), um sich allein oder kooperativ durch die Zombie-Apokalypse zu kämpfen.

Warum besonders?

NZA borgt sich offensichtlich Elemente von populären Koop-Zombie-Shootern wie Left 4 Dead und dem Zombie-Modus von Call of Duty, verpflanzt diese aber in das Sniper Elite-Universum. Das bedeutet: Die befriedigende Scharfschützen-Mechanik und die ikonische X-Ray-Killcam, die detailliert zeigt, wie Kugeln Knochen und Organe zerfetzen, sind weiterhin präsent. Anders als im Hauptspiel liegt der Fokus hier jedoch klar auf ununterbrochener Action und dem Überleben gegen riesige Wellen von Feinden. Stealth spielt praktisch keine Rolle mehr.

Das Spiel ist klar auf Koop-Action für bis zu vier Spieler ausgelegt. Die Levelstruktur ist linear und episodisch, wobei jedes Level etwa eine Stunde dauert und oft in einer Belagerungssequenz gipfelt, bei der die Spieler einen bestimmten Punkt gegen anstürmende Horden verteidigen müssen. Die Gegnervielfalt reicht von langsamen Standardzombies über schnelle Skelette bis hin zu schwer gepanzerten Maschinengewehr-Zombies und feindlichen Scharfschützen-Zombies, die von Dach zu Dach springen. Die Zusammenarbeit ist entscheidend, etwa wenn Scharfschützen auf erhöhten Positionen Fernunterstützung geben, während andere Spieler am Boden mit Maschinenpistolen und Fallen die Stellung halten.

Obwohl es als schnelles Spin-off begann, liefert NZA eine überraschend intensive und befriedigende Zombie-Schnetzel-Erfahrung. Headshots fühlen sich dank der Sniper-Elite-Mechanik wuchtig an, und das Überleben einer Belagerung mit knapper Not sorgt für echte Adrenalinschübe. Die düstere Atmosphäre des zerstörten Berlins, untermalt von einem gruseligen Soundtrack, trägt ebenfalls zum Spielerlebnis bei.

Warum vielleicht verpasst?

Als reines PC-Spin-off gestartet, ging NZA an vielen Konsolenspielern zunächst vorbei. Erst mit der späteren Veröffentlichung der Zombie Army Trilogy (die NZA, dessen Sequel und einen dritten Teil bündelt) erreichte die Serie ein breiteres Publikum. Kritiker bemängelten damals die repetitiven Missionsziele («sammle Dinge, lauf hierhin, überlebe Belagerung, wiederhole») und die Tatsache, dass der Solo-Modus deutlich weniger Spaß macht und frustrierend sein kann, da man nicht von Teammitgliedern wiederbelebt werden kann. Wer aber auf unkomplizierte Koop-Zombie-Action mit einer Prise Taktik und derber Gewalt steht, macht hier wenig falsch.

3. Quantum Break (2016)

  • Entwickler: Remedy Entertainment
  • Genre: Action-Adventure / Third-Person-Shooter
  • Plattformen: Xbox One, Windows

Was ist das?

Quantum Break ist das ambitionierte Projekt von Remedy Entertainment, den Machern von Max Payne und Alan Wake. Es ist ein Third-Person-Shooter, der stark auf seine cineastische Story und ein einzigartiges Konzept setzt: die Verbindung von Videospiel und Live-Action-Fernsehserie. Die Geschichte dreht sich um Jack Joyce (gespielt von Shawn Ashmore), der nach einem fehlgeschlagenen Zeitmaschinenexperiment übernatürliche Kräfte zur Manipulation der Zeit erhält. Er gerät in Konflikt mit seinem ehemaligen Freund Paul Serene (Aidan Gillen), der ebenfalls Zeitkräfte besitzt und Chef der zwielichtigen Monarch Solutions Corporation ist. Im Kern geht es um den Kampf gegen das drohende «Ende der Zeit».

Warum besonders?

Remedy-typisch steht die Story im Vordergrund, doch das Gameplay ist mehr als nur Mittel zum Zweck. Jack verfügt über ein Arsenal an Zeitkräften: «Time Stop» friert Gegner in einer Blase ein, in die man Kugeln «laden» kann, die dann auf einmal einschlagen. «Time Rush» erlaubt blitzschnelle Dashes, um Gegner im Nahkampf auszuschalten oder Deckung zu wechseln. «Time Shield» wehrt Kugeln ab, und «Time Blast» schleudert Feinde durch die Luft. Das Kombinieren dieser Fähigkeiten in den dynamischen Kämpfen ist extrem befriedigend. Obwohl es ein Deckungssystem gibt (Jack geht automatisch hinter Objekten in Deckung), ermutigt das Spieldesign eher zum aggressiven Vorgehen. Die Gegner-KI versucht aktiv, den Spieler aus der Deckung zu treiben.

Das Alleinstellungsmerkmal ist jedoch die Integration der Live-Action-Serie. Nach jedem der fünf Akte des Spiels trifft der Spieler als Antagonist Paul Serene eine «Junction Point»-Entscheidung, die den weiteren Verlauf der Geschichte beeinflusst. Anschließend wird eine etwa 20-minütige Serienepisode abgespielt, die die Handlung aus der Perspektive anderer Charaktere, oft der Antagonisten, beleuchtet und die Konsequenzen der Spielerentscheidung zeigt. Diese Episoden sind hochwertig produziert und mit bekannten Schauspielern (neben Ashmore und Gillen auch Lance Reddick) besetzt.

Visuell war Quantum Break bei seiner Veröffentlichung bahnbrechend, insbesondere die Charaktermodelle und Gesichtsanimationen waren ihrer Zeit voraus. Die Darstellung der «stotternden» und kollabierenden Zeit mit eingefrorenen Objekten und visuellen Effekten ist ebenfalls beeindruckend.

Warum vielleicht verpasst?

Die Xbox-One-Exklusivität (obwohl später auch eine Windows-Version folgte) und das ungewöhnliche Konzept der Serienintegration könnten einige Spieler abgeschreckt haben. Die Meinungen zur TV-Serie selbst waren gemischt – manche fanden sie fesselnd, andere empfanden sie als zu lang oder bemängelten das Product Placement. Auch das Gameplay, insbesondere die Plattforming-Elemente und das automatische Deckungssystem, stieß nicht überall auf Gegenliebe. Die Windows-Version litt zudem anfangs unter erheblichen technischen Problemen. Dennoch ist Quantum Break ein einzigartiges narratives Experiment mit solidem Shooter-Gameplay und einer packenden Zeitreise-Geschichte, das Fans von Remedy-Spielen oder cineastischen Action-Adventures ansprechen dürfte.

4. Far Cry 5 (2018)

  • Entwickler: Ubisoft Montreal & Ubisoft Toronto
  • Genre: First-Person-Shooter / Open-World
  • Plattformen: PlayStation 4, Xbox One, Windows

Was ist das?

Als fünfter Hauptteil der langlebigen Far Cry-Reihe verlegt Far Cry 5 das Geschehen erstmals in die USA, genauer gesagt in das fiktive Hope County, Montana. Spieler übernehmen die Rolle eines namenlosen, stummen Junior Deputy Sheriffs (dessen Aussehen angepasst werden kann), der Teil eines Teams ist, das den charismatischen Kultführer Joseph Seed, Anführer des «Project at Eden’s Gate», verhaften soll. Der Versuch scheitert katastrophal, Hope County wird von der Außenwelt abgeschnitten, und der Spieler muss mit dem lokalen Widerstand zusammenarbeiten, um die Region von der Herrschaft des Kults und Josephs Geschwistern (John, Jacob und Faith) zu befreien.

Warum besonders?

Far Cry 5 bricht mit einigen Traditionen der Serie, um mehr Spielerfreiheit zu ermöglichen. Das kontroverse Klettern auf Türme zur Kartenaufdeckung wurde abgeschafft. Stattdessen erkundet der Spieler die Welt organisch, entdeckt Orte durch Gespräche mit NPCs, gefundene Karten oder einfaches Umherstreifen. Die gesamte Spielwelt mit ihren drei Hauptregionen ist nach einem kurzen Tutorial frei zugänglich. Creative Director Dan Hay nannte dies das Konzept der «Anekdotenfabrik»: Zwei Spieler können vom selben Punkt starten und völlig unterschiedliche Erlebnisse haben.

Ein weiteres Highlight ist das «Guns for Hire»-System. Neben generischen Widerstandskämpfern können Spieler neun einzigartige «Specialists» rekrutieren – menschliche und tierische Begleiter mit besonderen Fähigkeiten. Dazu gehören der Pilot Nick Rye, der Luftunterstützung bietet, die Scharfschützin Grace Armstrong, der Pyromane Sharky Boshaw oder der Hund Boomer, der Gegner markieren kann, und sogar der Grizzlybär Cheeseburger. Diese Begleiter bringen strategische Tiefe und Persönlichkeit ins Spiel.

Das Spiel verschlankt auch das Crafting-System – Upgrades werden nun hauptsächlich über Perk-Punkte gekauft, die man durch das Absolvieren von Herausforderungen verdient. Das Gunplay ist gewohnt solide, und die offene Welt von Montana ist wunderschön gestaltet und lädt zur Erkundung ein. Der Koop-Modus erlaubt es, die gesamte Kampagne mit einem Freund zu spielen, und der «Far Cry Arcade»-Modus bietet einen umfangreichen Editor zum Erstellen und Teilen eigener Karten und Spielmodi.

Warum vielleicht verpasst?

Obwohl Far Cry 5 kommerziell sehr erfolgreich war, gehört es vielleicht zu den Titeln, deren wahre Qualitäten abseits der Hauptstory liegen, die von vielen kritisiert wurde. Die Geschichte, die mit einem brisanten Setting (religiöser Kult in den USA) begann, wurde oft als zaghaft, tonal inkonsistent und politisch unentschlossen empfunden. Die Mechanik, dass Spieler bei Erreichen bestimmter «Resistance Points» wiederholt von den Hauptbösewichten entführt werden, unterbrach oft den Spielfluss und wurde als repetitiv kritisiert. Auch der Koop-Modus hatte den Nachteil, dass nur der Host den Story-Fortschritt behielt. Wer jedoch über die Schwächen der Hauptstory hinwegsehen kann und eine riesige, wunderschöne Open-World-Sandbox mit spaßigem Gameplay und vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten sucht, wird in Hope County fündig.

5. Call of Juarez (2006 / 2007)

  • Entwickler: Techland
  • Genre: First-Person-Shooter
  • Plattformen: Windows, Xbox 360

Was ist das?

Lange bevor Techland mit Dying Light große Erfolge feierte, machten sie sich mit Call of Juarez einen Namen im Western-Genre. Dieser First-Person-Shooter aus dem Jahr 2006 (2007 für Xbox 360) erzählt die Geschichte zweier ungleicher Protagonisten im Wilden Westen nahe der mexikanischen Grenze. Spieler steuern abwechselnd den jungen Billy ‹Candle›, einen flüchtigen Ranch-Helfer auf der Suche nach dem legendären Gold von Juarez, und Reverend Ray McCall, einen ehemaligen Revolverhelden, der zum Priester wurde. Als Ray Billy fälschlicherweise des Mordes an dessen Mutter und Stiefvater (Rays Bruder) beschuldigt, beginnt eine gnadenlose Jagd.

Warum besonders?

Das herausstechende Merkmal von Call of Juarez ist der Wechsel zwischen den beiden Protagonisten, die völlig unterschiedliche Spielstile erfordern. Billys Level sind stark auf Stealth und Platforming ausgelegt. Er ist schnell und leise, kann sich an Kanten hochziehen, in Büschen verstecken und muss Konfrontationen meist meiden. Seine einzigartigen Werkzeuge sind Pfeil und Bogen für lautlose Kills und eine Peitsche, die hauptsächlich zum Überwinden von Abgründen dient.

Reverend Rays Level hingegen sind klassische Shoot-‹em-ups. Ray ist langsamer, aber stärker und hält mehr Schaden aus. Er kann schwere Objekte bewegen und im Nahkampf zuschlagen. Seine Spezialität ist das «Concentration Mode»-Feature: Beim Ziehen seiner Revolver verlangsamt sich die Zeit, und zwei Fadenkreuze bewegen sich von den Bildschirmrändern zur Mitte. Der Spieler kann zielen und im richtigen Moment abdrücken, um mehrere Gegner in einem Kugelhagel niederzustrecken. Ray kann zudem Bibelzitate rezitieren, was Gegner manchmal kurzzeitig lähmt. Das Spiel beinhaltet auch klassische Western-Duelle, bei denen Timing und schnelle Reflexe gefragt sind.

Call of Juarez wurde für seine authentische Western-Atmosphäre gelobt, die durch die staubige Grafik, den stimmungsvollen Soundtrack und die markante Stimme von Marc Alaimo als Reverend Ray unterstützt wird. Die Schießmechaniken, besonders in Rays Levels, wurden als wuchtig und befriedigend empfunden.

Warum vielleicht verpasst?

Obwohl das Spiel in Europa relativ erfolgreich war, verkaufte es sich in Nordamerika nicht besonders gut. Die Kritiken waren gemischt. Während Rays Levels und die Schießereien viel Lob erhielten, wurden Billys Stealth- und Platforming-Passagen oft als deutlich schwächer, hakelig und frustrierend empfunden, insbesondere die Steuerung der Peitsche. Auch die Gegner-KI wurde bemängelt. Dennoch etablierte Call of Juarez eine Serie und bot eine für damalige Verhältnisse innovative Interpretation des Western-Shooters durch seine duale Protagonisten-Struktur. Wer ein Faible für den Wilden Westen hat und über einige Gameplay-Schwächen hinwegsehen kann, könnte hier einen rauen Diamanten entdecken.

6. The Darkness II (2012)

  • Entwickler: Digital Extremes
  • Genre: First-Person-Shooter
  • Plattformen: Windows, PlayStation 3, Xbox 360

Was ist das?

The Darkness II ist die Fortsetzung des atmosphärischen Shooters von 2007 und basiert ebenfalls auf der gleichnamigen Comic-Reihe. Erneut schlüpfen Spieler in die Rolle von Jackie Estacado, einem Mafiaboss, der von einer uralten Entität namens «The Darkness» besessen ist. Diese verleiht ihm übernatürliche Fähigkeiten und zwei dämonische Tentakel-Arme. Zwei Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils hat Jackie die Darkness unterdrückt, doch ein Angriff einer mysteriösen Organisation namens «The Brotherhood», die ihm die Darkness entreißen will, zwingt ihn, die finsteren Kräfte erneut zu entfesseln. Gleichzeitig wird er von Visionen seiner verstorbenen Freundin Jenny geplagt.

Warum besonders?

Der Kern des Spiels ist das «Quad-Wielding»-System. Jackie kann gleichzeitig zwei Schusswaffen benutzen UND seine beiden Dämonenarme unabhängig voneinander steuern. Der linke Arm dient zum Greifen von Objekten (z.B. Autotüren als Schilde, Parkuhren als Wurfgeschosse) und Feinden (um sie für Exekutionen heranzuziehen oder herumzuwerfen). Der rechte Arm dient zum brutalen Zerschlitzen von Gegnern im Nahkampf. Dieses System erlaubt eine enorme Flexibilität und Kreativität im Kampf. Man kann gleichzeitig schießen, einen Gegner greifen und einen anderen zerteilen.

Die Dämonenarme ermöglichen auch das Aufessen von Herzen gefallener Gegner zur Gesundheitsregeneration und das Ausführen spektakulärer Exekutionen, die wiederum «Essence» (Erfahrungspunkte) gewähren. Essence wird an Schreinen ausgegeben, um neue Fähigkeiten in vier Talentbäumen (Hitman, Execution, Darkness Powers, Demon Arm) freizuschalten. Zu den Darkness-Kräften gehören «Gun Channeling» (unendlich Munition und mehr Schaden), «Swarm» (ein ablenkender Insektenschwarm) und «Black Hole». Licht ist weiterhin Jackies Schwachstelle: In hellen Bereichen sind seine Kräfte deaktiviert und seine Sicht verschwimmt. Lichtquellen müssen zerschossen werden.

Visuell setzt The Darkness II auf einen auffälligen Cel-Shading-Look, der die Comic-Herkunft unterstreicht und sich vom düster-realistischeren Stil des Vorgängers abhebt. Die Story bleibt persönlich und fokussiert sich auf Jackies inneren Konflikt und seine Beziehung zu Jenny, auch wenn sie nicht ganz die emotionale Wucht des Originals erreicht. Ein Koop-Modus namens «Vendettas» bietet eine parallele Kampagne für bis zu vier Spieler, in der man einen von vier einzigartigen Charakteren mit eigenen Darkness-Waffen und Fähigkeiten steuert.

Warum vielleicht verpasst?

Obwohl von Kritikern gelobt (insbesondere für das innovative Gameplay, die Story und den Artstyle), erreichte The Darkness II möglicherweise nicht die breite Masse. Kritisiert wurden vor allem die relativ kurze Spielzeit der Hauptkampagne (ca. 6-8 Stunden), gelegentliche technische Probleme und ein gewisser Mangel an Wiederspielwert abseits des New Game+ und des Koop-Modus. Fans des Comics könnten zudem das Ende vorhersehbar finden. Trotzdem ist The Darkness II ein herausragender und brutaler Shooter, dessen Quad-Wielding-Mechanik auch heute noch frisch wirkt und der eine gelungene Mischung aus Action, Story und übernatürlichem Horror bietet.

Lukas Müller

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert